
Kaum Schnee in der Steiermark - das bringt mich auf die Seite des Schweizer Lawinenwarndienstes mit seinen Schneekarten. Siehe da, im südöstlichsten Zipfel der Schweiz ist überdurchschnittlich viel vom weißen Patz.
Als nächstes wird der "Skitourenguru" befragt, und der bestätigt nicht nur die gute Schneelage, sondern bietet auch Tracks für mehr als genug Touren in allen Hangrichtungen an.
Das Val Müstair im Kanton Graubünden wird vom Fluss Rom durchflossen, welcher am Ofenpass entspringt und in die Etsch mündet. In Südtirol heißt das Tal Münstertal. Nördlich des Flusses ist die Sesvennagruppe, die südlich

gelegenen Berge zählt man schon zur Ortlergruppe.
Interessant finde ich auch die Sprache hier: im Tal wird der rätoromanische Dialekt Jauer gesprochen, die Bezeichnung leitet sich vom Wort "Jau" für "ich" ab, die Bewohner heißen also "ils jauers", deutsch die "Ich-Sager" (Wikipedia)
Die Berggipfel tragen viele fremd klingende Namen wie Schumbraida, Daint oder Vallatscha, und alle Infos, die wir kriegen, klingen vielversprechend. Ein Quartier in Tubre/Taufers im Münstertal ist schnell gebucht und wir reisen über Deutschland und den Reschenpass an.
Hier geht's gleich einmal engagiert los. Praktisch vom Haus weg hat's auf den Piz Sesvenna 1900 Höhenmeter und etliche Kilometer, anfangs über die örtliche Rodelbahn, dann lang steil zu spuren, zuletzt zu Fuß in die Scharte und weiter noch einmal rund 40 min über einen Grat zum Gipfel. Vom Ortler über die Berninaberge zur Silvrettagruppe reicht die phantastische Aussicht, die wir in der wärmenden Sonne ganz ohne Wind auskosten. Die Abfahrt dauert gottlob deutlich kürzer, der Schnee ist südseitig trotz oder wegen der Höhe suboptimal.

Es folgen zwei Tage mit nicht ganz strahlendem Wetter, die uns auf den Turettas und fast auf den Daint bringen. Der Schnee: Genug ja, aber zerfahren und schon länger kein Neuschnee.
Am Donnerstag kommen wir in den hübschen Ort Lü, stapfen hinauf zum Pass da Costainas und lang, hochschwabähnlich zur Alp Astras.
In ungemein schönem Gelände führt unser Weg weiter in einem Bogen zum Nordhang des Vallatscha. Eine größere Gruppe, die - kommend vom südseitigen Skilift - die Skier über den Gipfel getragen hat, kommt uns zögerlich im steilen Hang entgegen, und schon sind auch wir am Gipfel. Beim Rückweg heißt's noch einmal auffellen. Wir überholen eine Gruppe Schnee-schuhgeher, die die schöne Skispur zerstören und gleiten schließlich hurtig über die Rodelbahn zurück nach Lü.

Freitag, schönstes Wetter aber eisig kalt: -12 Grad soll es haben in der Höhe. Wir gehen zur Punta di Rims. Lang ist die Route und zwischendurch schon besonders interessant: gefinkelt überwindet die Spur die Steilstufe, um am Lai da Rims in die für uns falsche Richtung abzuzweigen. Ab hier spure ich, zuletzt steil und hart, 500 Hm auf den Tutter. Die Abfahrt überrascht mit gutem Schnee und hat nicht einmal eine Gegensteigung - zum Kaffee sind wir schon im Quartier.
Der Samstag bringt uns auf einen Berg mit drei Namen: Piz Terza, Piz Urtiola oder Piz Urtirola wird er genannt, je nachdem, wo man nachschaut. Wieder starten wir in Lü, den bekannten Weg steigen wir bis zum Pass da Costainas. Und dann bangen wir einige Zeit, ob sich der Nebel, der den Gipfel einhüllt, wohl verzieht. Er tut es, und wir schwingen im gleißenden Sonnenlicht in herrlich lockerem Schnee ein letztes Mal talwärts.
Val Müstair, wir kommen wieder!
Kommentar schreiben
Tine (Montag, 03 März 2025 12:19)
Es ist Euch wieder gelungen, ein wunderschönes Stück Natur zu entdecken und Eure sportlichen Leistungen unter Beweis stellen. Gratulation!